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Gräfin Cosel
Sie war die Bekannteste der vielen Mätressen August des Starken, und
die einzige, die knapp ein halbes Jahrhundert als Gefangene auf der Burg
Stolpen verbringen musste. Ihr Antlitz muss den damals vorherrschenden Schönheitsideal
sehr nahe gekommen sein, war doch jeder Mann der sie sah, über alle Maßen beeindruckt.
So auch der Kurfürst. Noch nie hatte eine Frau sein Herz so schnell erobert wie
sie. Sieben Jahre war sie seine Gefährtin. Aber so steil wie ihr Aufstieg, war auch ihr Fall.
Hochmut und Arroganz machte sie bei den Höflingen unbeliebt. Diese brauchten aber nicht zu sehr an
ihrem Stuhl zu sägen, demontiert hat sie ihn selbst. Ihr |
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Machthunger verleitete sie zu oft
dazu, sich in die Politik einzumischen, selbst genötigt soll sie den
Kurfürsten haben um ihre Ziele durchzusetzen. Als das Feuer der Liebe
erloschen war, war es ein von August schriftlich gegebenes
Heiratsversprechen, welches sie für den Rest ihres Lebens hinter
Gitter brachte.
Biographie
Einem alten Adelsgeschlecht entstammend wurde Anna Constantia von
Brockdorff am 17.10.1680 auf dem holsteinischen Gut Depenau geboren.
Den Namen "Gräfin Cosel" erhält sie später. Ihr wird eine
breitgefächerte Erziehung und Bildung zuteil. Im Alter von 14 Jahren
wird sie Hoffräulein bei Prinzessin Sophie Amalie von
Schleswig-Holstein. Als die Prinzessin 1695 den Erbprinzen von
Braunschweig-Wolfenbüttel heiratet, begleitet sie diese als Hoffräulein
auf das Schloss des Prinzen. Eine uneheliche Schwangerschaft beendet
1703 ihren Aufenthalt am Hof. Nur wenig später wird sie vom sächsischen
Obersteuereinnehmer und geheimen Rat Adolf Magnus von Hoym umworben,
den sie, durchaus standesgemäß, am 2.6.1703 in Depenau heiratet. Sie
folgt ihrem Mann nach Dresden, lebt aber zurückgezogen.
August der Starke ist,
als er sie auf einem Ball zum ersten Mal erblickt, sofort von ihrer
Schönheit gefangen. In immer öfter stattfindenden Treffen umwirbt er sie.
Ihr Mann wird ebenso häufiger selbst in die Provinz geschickt die Steuern
einzutreiben. Sie aber lehnt es ab nur eine Mätresse zu sein. Da aber der
Kurfürst und König verheiratet ist, verlangt sie von ihm ein schriftliches
Heiratsversprechen, dass er sie nach Ableben der Kurfürstin zu seiner
rechtmäßigen Gemahlin macht, sowie alle aus dieser Beziehung
entstehenden Kinder von ihm anerkannt und ebenfalls Erbfolge
berechtigt sind. Nach langem Zögern willigt er ein. Nach der
Scheidung 1705 von ihrem Mann steht der Beziehung nichts mehr im Wege.
Im Februar 1706 wird sie vom Kaiser als Anna Constantia von Cosel in
den Reichsgrafenstand erhoben. Sie bewohnt das eigens für sie gegenüber
dem Schloss erbaute Taschenbergpalais, ist glücklich, lebt ihre Rolle
voll aus, steht an der Spitze der höfischen Ordnung und ist stets,
auch im Nordischen Krieg, an der Seite des Königs.
Am Hof aber macht sie sich viele Feinde, sie gibt sich hochmütig als
wäre sie nicht Mätresse sondern Königin, deckt andererseits
Verfehlungen und Untreue von Ministern auf. Nach einigen Jahren des Glücks
verschlechtert sich auch ihre Beziehung zu August. Anna Constantia ist
eine Frau mit scharfen Verstand, die so manche politische Entscheidung
des Königs, wie die Annahme der polnischen Königskrone, für falsch
hält. Sie versucht ihn zu beeinflussen und ihren Willen
durchzusetzen. 1712 wird auch für die Öffentlichkeit das sich abkühlende
Verhältnis sichtbar, nachdem es bereits 1708 Gerüchte über ihren
bevorstehenden Sturz gegeben hat.
Zur Durchsetzung seiner politischen Ziele in Polen gewinnt eine neue
polnische Mätresse für August an Bedeutung. Ihre Gegner unter Führung
des obersten Günstlings Flämming, die auf einen Bruch zwischen ihr
und dem König hinarbeiten, unterstützen dies. Man macht den König
mit der Gräfin Dönhoff, einer Polin bekannt. Im Dezember 1713 ist
die Beziehung endgültig beendet. Sie wird aufgefordert das
schriftliche Heiratsversprechen zurückgeben und sich auf Schloss
Pillnitz, das ihr der König einst schenkte, zurückzuziehen.
Sie weigert sich, das brisante Schriftstück herauszugeben. Sie flieht
im Dezember 1715 nach Berlin und widersetzt sich dem Befehl des Königs
zurückzukehren. Sie versucht von Halle aus auf der Leipziger Messe
Geld zu beschaffen. Ob sie, wie häufig angenommen, wirklich versucht
hat den Heiratsvertrag zu beschaffen, ist nicht ganz sicher.
Durch Verhandlungen mit dem König von Preußen wird sie im November 1716 an
Sachsen ausgeliefert und vorerst im Schloss Nossen gefangengehalten,
im Dezember schließlich per Erlass auf die Burg
Stolpen gebracht. Ihre Behandlung ist ehrenhaft, doch
ahnte Sie nicht, das sie ihr Gefängnis niemals mehr verlassen würde.
Sie stirbt am 31.05.1765, im Alter von 85 Jahren. Mit dem Tode Augusts des
Starken soll es ihr freigestanden haben die Burg zu verlassen. Sie blieb.
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